"Gustav Meyrink. Der Golem (Голем. На немецком языке)" - читать интересную книгу автора

vor sich hin.
Unangenehmes ging von dem Alten aus; - ich wandte meine Aufmerksamkeit
von ihm ab und musterte die miџfarbigen H¤user, die da vor meinen Augen wie
verdrossene alte Tiere im Regen nebeneinander hockten.
Wie unheimlich und verkommen sie alle aussahen!
Ohne њberlegung hingebaut standen sie da, wie Unkraut, das aus dem
Boden dringt.
An eine niedrige, gelbe Steinmauer, den einzigen standhaltenden
њberrest eines frмheren, langgestreckten Geb¤udes, hat man sie angelehnt -
vor zwei, drei Jahrhunderten, wie es eben kam, ohne Rмcksicht auf die
мbrigen zu nehmen. Dort ein halbes, schiefwinkliges Haus mit
zurмckspringender Stirn; - ein andres daneben: vorstehend wie ein Eckzahn.
Unter dem trмben Himmel sahen sie aus, als l¤gen sie im Schlaf, und man
spмlte nichts von dem tмckischen, feindseligen Leben, das zuweilen von ihnen
ausstrahlt, wenn der Nebel der Herbstabende in den Gassen liegt und ihr
leises, kaum merkliches Mienenspiel verbergen hilft.
In dem Menschenalter, das ich nun hier wohne, hat sich der Eindruck in
mir festgesetzt, den ich nicht loswerden kann, als ob es gewisse Stunden des
Nachts und im frмhesten Morgengrauen fмr sie g¤be, wo sie erregt eine
lautlose, geheimnisvolle Beratung pflegen. Und manchmal f¤hrt da ein
schwaches Beben durch ihre Mauern, das sich nicht erkl¤ren l¤џt, Ger¤usche
laufen мber ihre D¤cher und fallen in den Regenrinnen nieder, - und wir
nehmen sie mit stumpfen Sinnen achtlos hin, ohne nach ihrer Ursache zu
forschen.
Oft tr¤umte mir, ich h¤tte diese H¤user belauscht in ihrem spukhaften
Treiben und mit angstvollem Staunen erfahren, daџ sie die heimlichen,
eigentlichen Herren der Gasse seien, sich ihres Lebens und Fмhlens ent¤uџern
und es wieder an sich ziehen kжnnen, - es tagsмber den Bewohnern, die hier
hausen, borgen, um es in kommender Nacht mit Wucherzinsen wieder
zurмckzufordern.
Und lasse ich die seltsamen Menschen, die in ihnen wohnen wie Schemen,
wie Wesen - nicht von Mмttern geboren, - die in ihrem Denken und Tun wie aus
Stмcken wahllos zusammengefмgt scheinen, im Geiste an mir vorмberziehen, so
bin ich mehr denn je geneigt zu glauben, daџ solche Tr¤ume in sich dunkle
Wahrheiten bergen, die mir im Wachsein nur noch wie Eindrмcke von farbigen
M¤rchen in der Seele fortglimmen.
Dann wacht in mir heimlich die Sage von dem gespenstischen Golem, jenem
kмnstlichen Menschen, wieder auf, den einst hier im Getto ein
kabbalakundiger Rabbiner aus dem Elemente formte und ihn zu einem
gedankenlosen automatischen Dasein berief, indem er ihm ein magisches
Zahlenwort hinter die Z¤hne schob.
Und wie jener Golem zu einem Lehmbild in derselben Sekunde erstarrte,
in der die geheime Silbe des Lebens aus seinem Munde genommen ward, so
mмџten auch, dмnkt mich, alle diese Menschen entseelt in einem Augenblick
zusammenfallen, lжschte man irgendeinen winzigen Begriff, ein
nebens¤chliches Streben, vielleicht eine zwecklose Gewohnheit bei dem einen,
bei einem andern gar nur ein dumpfes Warten auf etwas g¤nzlich Unbestimmtes,
Haltloses - in ihrem Hirn aus.
Was ist dabei fмr ein immerw¤hrendes, schreckhaftes Lauern in diesen
Geschжpfen!