"Harry Potter und der Orden des Phönix" - читать интересную книгу автора (Rowling Joanne K.)Kapitel 2 – Ein Schwarm Eulen»Was?« sagte Harry ausdruckslos. »Er ist weg!« antwortete Frau Frigg und wrang ihre Hände. Er ist gegangen, um jemanden wegen einer Ladung Kessel zu treffen, die von der Ladefläche eines Besens gefallen sind. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihm das Fell bei lebendigem Leib über die Ohren ziehen würde, wenn er gehen würde. Und nun schau dir das an! Dementoren! Es war pures Glück, daß ich Mr. Tibbles in die Tasche gesteckt habe. Aber wir haben keine Zeit, hier herumzustehen. Beeil dich! Wir müssen dich zurückbringen. Oh, der ganze Ärger, den das bereitet. Ich werde ihn umbringen!« »Aber…« Die Offenbarung, daß seine verrückte alte, von Katzen besessene Nachbarin wußte, was Dementoren sind, war für Harry ein fast genauso großer Schock wie die Tatsache, daß er zwei von ihnen unten in der Gasse getroffen hatte. »Sind Sie – sind Sie eine Hexe?« »Ich bin ein Squib, und das wußte Mundungus ganz genau. Also warum um alles in der Welt sollte ich dir helfen, die Dementoren abzuwehren? Er hat dich ohne jeden Schutz zurückgelassen, als ich ihn gewarnt habe…« »Dieser Mundungus ist mir gefolgt? Einen Augenblick mal – Ja, ja, ja, aber zum Glück habe ich Mr. Tibbles unter einem Auto platziert – nur für den Fall – und Mr. Tibbles ist gekommen und hat mich gewarnt. Aber als ich bei deinem Haus war, warst du schon weg – und jetzt – oh, was wird Dumbledore bloß sagen? – Du!« kreischte sie Dudley an, der immer noch im Hausflur lag. »Heb deinen fetten Hintern vom Boden, los schnell!« »Sie kennen Dumbledore?« fragte Harry und starrte sie an. »Natürlich kenne ich Dumbledore. Wer kennt Dumbledore nicht? Aber komm schon – ich werde keine große Hilfe sein, wenn sie zurückkommen, ich habe noch nie mehr zustande gebracht, als einen Teebeutel umzuwandeln. Sie bückte sich herunter, nahm einen von Dudleys massiven Armen in ihre runzligen Hände und zerrte daran. »Steh auf, du nutzloser Kloß! Steh auf!« Aber entweder konnte Dudley sich nicht bewegen oder er wollte nicht. Er blieb auf dem Boden, zitternd und aschfahl im Gesicht, seinen Mund zusammengekniffen. »Ich mache das.« Harry griff nach Dudleys Arm und hob ihn hoch. Mit einem enormen Kraftaufwand gelang es ihm, ihn auf die Füße zu stellen. Dudley schien am Rand einer Ohnmacht zu sein. Seine kleinen Augen rollten in ihren Höhlen und Schweiß lief über sein Gesicht; in dem Moment, als Harry ihn losließ, schwankte er bedrohlich. »Beeil dich!« rief Frau Figg hysterisch. Harry legte einen von Dudleys massiven Armen um seine eigene Schulter und schleppte ihn in Richtung Straße leicht zusammengesunken unter dem Gewicht. Frau Figg torkelte vor ihnen entlang und spähte ängstlich um die Ecke. »Halte deinen Stab gezogen,« sagte sie zu Harry, als sie den Glyzinienweg betraten. »Denk jetzt nicht an das Gesetz der Geheimhaltung. Wir werden sowieso verdammt viel dafür bezahlen müssen, wir können genauso gut für einen Drachen wie für ein Ei gehängt werden… Nimm nur die Angemessene Einschränkung von Zauberei Minderjähriger – das ist genau das, wovor Dumbledore Angst hatte – Was ist das da am Ende der Straße? Oh, das ist nur Mr. Prentice… stecke deinen Zauberstab nicht weg Junge, sage ich dir nicht andauernd, daß ich zu nichts nütze bin?« Es war nicht leicht, den Zauberstab bereit zu halten und gleichzeitig Dudley hinter sich her zu zerren. Harry gab seinem Cousin einen ungeduldigen Stoß in die Rippen, aber Dudley schien jedes Bestreben zur selbständigen Bewegung verloren zu haben. Er lehnte zusammengesackt an Harrys Schulter, seine großen Füße den Boden entlang schleppend. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie ein Squib sind, Frau Figg?« fragte Harry keuchend wegen der Anstrengung weiterzulaufen. »Die ganze Zeit, wenn ich in Ihr Haus gekommen bin – warum haben Sie nichts gesagt?« »Anweisung von Dumbledore. Ich sollte ein Auge auf dich haben aber nichts sagen, du warst zu jung. Es tut mir leid, daß ich dich so schlecht behandelt habe, Harry, aber die Dursleys hätten dich niemals kommen lassen, wenn sie angenommen hätten, daß es dir gefällt. Es war nicht leicht, weißt du, aber – oh je, wenn Dumbledore das erfährt. Wie konnte Mundungus weggehen. Er sollte Dienst bis Mitternacht haben – wo ist er? Wie erkläre ich Dumbledore bloß, was passiert ist? Ich kann ja nicht Apparieren.« »Ich habe eine Eule, ich kann Sie Ihnen borgen.« Harry stöhnte und überlegte, ob seine Wirbelsäule unter Dudleys Gewicht brechen würde. »Harry, du verstehst das nicht! Dumbledore muß so schnell wie möglich reagieren, das Ministerium hat seine eigenen Wege, um Zauberei Minderjähriger aufzuspüren. Die wissen das bereits, denk an meine Worte.«. »Aber ich mußte die Dementoren loswerden. Ich mußte Zauberei anwenden – die werden doch sicher mehr besorgt darüber sein, was die Dementoren gemacht haben, als sie im Glyzinienweg herumgewandert sind?« »Ach, mein Lieber, ich wünschte, es wäre so. MUNDUNGUS FLETCHER, ICH WERDE DICH UMBRINGEN!« Es gab ein lautes Krachen und ein strenger Geruch nach Alkohol vermischt mit abgestandenem Tabak füllte die Luft, als ein gedrungener, unrasierter Mann in einem zerfetzten Mantel sich genau vor ihnen materialisierte. Er hatte kurze O-Beine, langes, zottiges, rotes Haar und blutunterlaufene schlaffe Augen, die ihm den traurigen Anblick eines Basset Jagdhundes gaben. Er hielt ebenfalls ein silbriges Bündel fest, das Harry sofort als einen Tarnumhang identifizierte. »Was ist los, Figgy?,« fragte er und starrte von Frau Figg zu Harry und Dudley. »Was ist passiert, um sich so versteckt zu halten?« »Ich verstecke dich gleich,« schrie Frau Figg. »Dementoren, du nutzloser, blau machender Langfinger!« »Dementoren? wiederholte Mundungus entgeistert. »Dementoren, hier?« »Ja, hier, du wertloses Stück Fledermausscheiße. Hier!« schrie Frau Figg. »Dementoren haben den Jungen angegriffen, den du bewachen solltest.« »Verflucht,« sagte Mundungus schwach und schaute von Frau Figg zu Harry und wieder zurück. »Verflucht, ich…« »Und du gehst los, um gestohlene Kessel zu kaufen. Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nicht gehen? Habe ich das nicht gesagt?« »Ich- weißt du, ich…« Mundungus schaute sehr unbehaglich. »Ich – es war eine sehr gute Geschäftsmöglichkeit, sieh mal…« Frau Figg riss den Arm hoch, an dem ihr Einkaufsbeutel baumelte und schlug ihn Mundungus um Gesicht und Hals. Nach dem klirrenden Geräusch zu urteilen, das er machte, war er voller Katzenfutter. »Au, du verrückte alte Fledermaus! Jemand muß es Dumbledore sagen!« »Ja – jemand – muß – das – tun!« schrie Frau Figg und schlug den Beutel mit Katzenfutter auf jeden Teil von Mundungus, den sie erreichen konnte. »Und – das – solltest – besser – du sein – und – du – kannst – ihm – sagen – warum – du – nicht – da – warst – um – zu – helfen.« »Verlier dein Haarnetz nicht!,« sagte Mundungus hockend, seine Arme über dem Kopf. »Ich gehe, ich gehe!« Und mit einem weiteren lauten Knall verschwand er. »Ich hoffe, Dumbledore bringt ihn um!« sagte Frau Figg wütend. »Jetzt komm, Harry. Worauf wartest du?« Harry beschloss, seinen verbliebenen Atem nicht dafür zu verschwenden, darauf hinzuweisen, daß er unter Dudleys Masse kaum laufen konnte. Er gab dem halb ohnmächtigen Dudley einen Stoß und schwankte weiter. »Ich bringe dich bis zur Tür,« sagte Frau Figg, als sie in den Ligusterweg einbogen. »Nur für den Fall daß sich noch mehr von ihnen hier herumtreiben… oh je, was für eine Katastrophe… und du mußt sie allein bekämpfen… und Dumbledore hat gesagt, wir müssten dich um jeden Preis daran hindern, Magie anzuwenden… nun ich denke, es hat keinen Sinn, über einen umgeschütteten Zaubertrank zu jammern… aber die Katze ist jetzt zwischen den Elfen.« »Also,« keuchte Harry,»Dumbledore… hat mich… verfolgen lassen?” »Natürlich hat er das!« sagte Frau Figg ungeduldig. »Hast du erwartet, daß er dich alleine herumlaufen lässt, nach dem, was im Juni passiert ist? Guter Lord, Junge, sie haben mir gesagt, du wärst intelligent… Gut, geh hinein und bleib dort,« sagte sie als sie Nummer 4 erreicht hatten. »Ich erwarte, daß schnell genug jemand mit dir Kontakt aufnimmt.« »Was machen Sie jetzt? fragte Harry schnell. »Ich gehe geradewegs nach Hause« sagte Frau Figg und starrte schauernd in der dunklen Straße umher. »Ich muß auf weitere Anweisungen warten. Bleib einfach im Haus. Gute Nacht.« »Halt, warten Sie! Gehen Sie noch nicht! Ich will wissen -« Doch Frau Figg war schon losgegangen in ihrem Trott, mit klappernden Hausschuhen und klirrendem Einkaufsbeutel. »Warten Sie!« schrie Harry ihr hinterher. Er hatte eine Million Fragen an jeden, der Kontakt mit Dumbledore hatte; aber innerhalb von Sekunden war Frau Figg von der Dunkelheit verschluckt. Finster blickend rückte Harry Dudley auf seiner Schulter zurecht und machte sich auf seinen langsamen schmerzhaften Weg hinauf zum Garten weg von Nummer vier. Das Licht in der Diele war an. Harry steckte seinen Zauberstab zurück in den Bund seiner Jeans, klingelte und beobachtete, wie Tante Petunias Umriss größer und größer wurde, seltsam verzerrt durch das geriffelte Glas in der Hautür…»Diddy! Das wird aber auch Zeit! Ich war schon ziemlich – ziemlich – Harry blickte seitlich zu Dudley und duckte sich zur gleichen Zeit unter seinem Arm weg. Dudley schaukelte einen Moment, sein Gesicht wurde blassgrün… dann öffnete er seinen Mund und übergab sich vor dem Fußabtreter. »DIDDY? Diddy, was ist den los mit dir? Vernon? VERNON!« Harry« s Onkel kam aus dem Wohnzimmer getapst, seine Walrossschnurbart flog hin und her, wie er es immer tat, wenn er aufgeregt war. Er eilte heran, um Tante Petunia zu helfen, den knieweichen Dudley über die Türschwelle zu bringen, wobei er es vermied, in das Erbrochene zu treten. »Er ist krank, Vernon!« »Was ist, mein Sohn? Was ist passiert? Hat dir Frau Polkiss dir irgendwas ausländisches zum Tee gegeben?,« fragte Onkel Vernon. »Warum bist du denn überall so schmutzig, Darling? Hast du etwa auf dem Boden gelegen?« »Moment mal! Du bist doch nicht überfallen worden, oder, mein Sohn? Tante Petunia schrie: »Ruf die Polizei an, Vernon! Ruf die Polizei! Diddy, Liebling, rede mit Mami! Was haben sie dir angetan?« In all dem Lärm und der Aufregung schien niemand Harry wahrgenommen zu haben, was ihm sehr gelegen kam. Er schaffte es, hineinzuschlüpfen, bevor Onkel Vernon die Tür zuknallte. Während die Dursley« s sich lautstark die Diele entlang in Richtung Küche bewegten, schlich Harry leise und vorsichtig auf die Treppe zu. »Wer war es, Sohn? Nenn uns die Namen. Wir werden sie kriegen, hab« keine Angst.« »Psst! Er versucht uns etwas zu sagen, Vernon! Was ist es, Diddy? Sag« s Mami!« Harry stand auf der untersten Stufe der Treppe, als Dudley seine Stimme wiederfand. »Er.« Harry erstarrte, den Fuß auf der Treppe, verzog er sein Gesicht, bereit für den Ausbruch. |
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