"Gustav Meyrink. Der Golem (Голем. На немецком языке)" - читать интересную книгу автора Nicht die leiseste Spur einer Erinnerung, wie seine Gestalt ausgesehen,
wollte in mir erwachen. Ich sah das Buch auf dem Tische liegen und wмnschte mir im Geiste die Hand dazu, die es aus der Tasche gezogen und mir gereicht hatte. Nicht einmal, ob sie einen Handschuh getragen, ob sie entblжџt gewesen, ob jung oder runzlig, mit Ringen geschmмckt oder nicht, konnte ich mich entsinnen. Da kam mir ein seltsamer Einfall. Wie eine Eingebung war es, der man nicht widerstehen darf. Ich zog meinen Mantel an, setzte meinen Hut auf und ging hinaus auf den Gang und die Treppen hinab. Dann kam ich langsam wieder zurмck in mein Zimmer. Langsam, ganz langsam, so wie er, als er gekommen war. Und als ich die Tмr жffnete, da sah ich, daџ meine Kammer voll D¤mmerung lag. War es denn nicht heller Tag noch gewesen, als ich soeben hinausging? Wie lange muџte ich da gegrмbelt haben, daџ ich nicht bemerkte, wie sp¤t es ist! Und ich versuchte den Unbekannten nachzuahmen in Gang und Mienen und konnte mich an sie doch gar nicht erinnern. - Wie sollte es mir auch glмcken, ihn nachzuahmen, wenn ich keinen Anhaltspunkt mehr hatte, wie er ausgesehen haben mochte. Aber es kam anders. Ganz anders, als ich dachte. Meine Haut, meine Muskeln, mein Kжrper erinnerten sich plжtzlich, ohne es dem Gehirn zu verraten. Sie machten Bewegungen, die ich nicht wмnschte und nicht beabsichtigte. Mit einem Male war mein Gang tappend und fremdartig geworden, als ich ein paar Schritte im Zimmer machte. Das ist der Gang eines Menschen, der best¤ndig im Begriffe ist, vornмber zu fallen, sagte ich mir. Ja, ja, ja, so war sein Gang! Ganz deutlich wuџte ich: so ist er. Ich trug ein fremdes, bartloses Gesicht mit hervorstehenden Backenknochen und schaute aus schr¤gstehenden Augen. Ich fмhlte es und konnte mich doch nicht sehen. Das ist nicht mein Gesicht, wollte ich entsetzt aufschreien, wollte es betasten, doch meine Hand folgte meinem Willen nicht und senkte sich in die Tasche und holte ein Buch hervor. Ganz so, wie er es vorhin getan hatte. - Da plжtzlich sitze ich wieder ohne Hut, ohne Mantel, am Tische und bin ich. Ich, ich. Athanasius Pernath. Grausen und Entsetzen schмttelten mich, mein Herz raste zum Zerspringen, und ich fмhlte: gespenstische Finger, die soeben noch in meinem Gehirn herumgetastet, haben von mir abgelassen. Noch spмrte ich im Hinterkopf die kalten Spuren ihrer Berмhrung. - Nun wuџte ich, wie der Fremde war, und ich h¤tte ihn wieder in mir fмhlen kжnnen, - jeden Augenblick - wenn ich nur gewollt h¤tte; aber sein Bild mir vorzustellen, daџ ich es vor mir sehen wмrde Auge in Auge - das vermochte ich noch immer nicht und werde es auch nie kжnnen. |
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