"Franz Kafka. Die Verwandlung " - читать интересную книгу автораbleiben.
Aber als er wieder nach gleicher Mahe aufseufzend so dalag wie fraher, und wieder seine Beinchen womaglich noch arger gegeneinander kampfen sah und keine Maglichkeit fand, in diese Willkar Ruhe und Ordnung zu bringen, sagte er sich wieder, daB er unmaglich im Bett bleiben kanne und daB es das Vernanftigste sei, alles zu opfern, wenn auch nur die kleinste Hoffnung bestande, sich dadurch vom Bett zu befreien. Gleichzeitig aber vergaB er nicht, sich zwischendurch daran zu erinnern, daB viel besser als verzweifelte Entschlasse ruhige und ruhigste aberlegung sei. In solchen Augenblicken richtete er die Augen maglichst scharf auf das Fenster, aber leider war aus dem Anblick des Morgennebels, der sogar die andere Seite der engen StraBe verhallte, wenig Zuversicht und Munterkeit zu holen. "Schon sieben Uhr", sagte er sich beim neuerlichen Schlagen des Weckers, "schon sieben Uhr und noch immer ein solcher Nebel." Und ein Weilchen lang lag er ruhig mit schwachem Atem, als erwarte er vielleicht von der valligen Stille die Wiederkehr der wirklichen und selbstverstandlichen Verhaltnisse. Dann aber sagte er sich: "Ehe es ein Viertel acht schlagt, muB ich unbedingt das Bett vollstandig verlassen haben. Im abrigen wird auch bis dahin jemand aus dem Geschaft kommen, um nach mir zu fragen, denn das Geschaft wird vor sieben Uhr geaffnet." Und er machte sich nun daran, den Karper in seiner ganzen Lange vollstandig gleichmaBig aus dem Bett hinauszuschaukeln. Wenn er sich auf diese Weise aus dem Bett fallen lieB, blieb der Kopf, den er beim Fall scharf heben wollte, voraussichtlich unverletzt. Der Racken schien hart zu sein; dem warde wohl bei dem Fall auf den Teppich nichts geschehen. Das graBte Bedenken machte ihm die Racksicht Taren wenn nicht Schrecken, so doch Besorgnisse erregen warde. Das muBte aber gewagt werden. Als Gregor schon zur Halfte aus dem Bette ragte - die neue Methode war mehr ein Spiel als eine Anstrengung, er brauchte immer nur ruckweise zu schaukeln -, fiel ihm ein, wie einfach alles ware, wenn man ihm zu Hilfe kame. Zwei starke Leute - er dachte an seinen Vater und das Dienstmadchen - hatten vollstandig genagt; sie hatten ihre Arme nur unter seinen gewalbten Racken schieben, ihn so aus dem Bett schalen, sich mit der Last niederbeugen und dann bloB vorsichtig dulden massen, daB er den aberschwung auf dem FuBboden vollzog, wo dann die Beinchen hoffentlich einen Sinn bekommen warden. Nun, ganz abgesehen davon, daB die Taren versperrt waren, hatte er wirklich um Hilfe rufen sollen? Trotz aller Not konnte er bei diesem Gedanken ein Lacheln nicht unterdracken. Schon war er so weit, daB er bei starkerem Schaukeln kaum das Gleichgewicht noch erhielt, und sehr bald muBte er sich nun endgaltig entscheiden, denn es war in fanf Minuten ein Viertel acht, als es an der Wohnungstar lautete. "Das ist jemand aus dem Geschaft", sagte er sich und erstarrte fast, wahrend seine Beinchen nur desto eiliger tanzten. Einen Augenblick blieb alles still. "Sie affnen nicht", sagte sich Gregor, befangen in irgendeiner unsinnigen Hoffnung. Aber dann ging natarlich wie immer das Dienstmadchen festen Schrittes zur Tar und affnete. Gregor brauchte nur das erste GruBwort des Besuchers zu haren und wuBte schon, wer es war - der Prokurist selbst. Warum war nur Gregor dazu verurteilt, bei einer Firma zu dienen, wo man bei der kleinsten Versaumnis gleich den |
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