"Johann Wolfgang Goethe. Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand" - читать интересную книгу автора


Reiter. Der wird nicht sein Vater, sonst ging' er mit in Stall!

(Gotz. Weislingen. Reitersknechte.)

Gotz (Helm und Schwert auf den Tisch legend). Schnallt mir den Harnisch
auf, und gebt mir mein Wams. Die Bequemlichkeit wird mir wohl tun. Bruder
Martin, du sagtest recht - Ihr habt uns in Atem erhalten, Weislingen.

Weislingen (antwortet nichts, auf und ab gehend).

Gotz. Seid gutes Muts. Kommt, entwaffnet Euch. Wo sind Eure Kleider?
Ich hoffe, es soll nichts verlorengegangen sein. (Zum Knecht.) Frag seine
Knechte, und offnet das Gepacke, und seht zu, da? nichts abhanden komme. Ich
konnt Euch auch von den meinigen borgen.

Weislingen. La?t mich so, es ist all eins.

Gotz. Konnt Euch ein hubsches saubres Kleid geben, ist zwar nur leinen.
Mir ist's zu eng worden. Ich hatt's auf der Hochzeit meines gnadigen Herrn
des Pfalzgrafen an, eben damals, als Euer Bischof so giftig uber mich wurde.
Ich hatt' ihm, vierzehn Tag vorher, zwei Schiff auf dem Main niedergeworfen.
Und ich geh mit Franzen von Sickingen im Wirtshaus zum Hirsch in Heidelberg
die Trepp hinauf. Eh man noch ganz droben ist, ist ein Absatz und ein eisen
Gelanderlein, da stund der Bischof und gab Franzen die Hand, wie er
vorbeiging, und gab sie mir auch, wie ich hintendrein kam. Ich lacht in
meinem Herzen, und ging zum Landgrafen von Hanau, der mir gar ein lieber
Herr war, und sagte: >Der Bischof hat mir die Hand geben, ich wett, er hat
mich nicht gekannt.< Das hort' der Bischof, denn ich red't laut mit Flei?,
und kam zu uns trotzig - und sagte: >Wohl, weil ich Euch nicht kannt hab,
gab ich Euch die Hand.< Da sagt ich: >Herre, ich merkt's wohl, da? Ihr mich
nicht kanntet, und hiermit habt Ihr Eure Hand wieder.< Da ward das Mannlein
so rot am Hals wie ein Krebs vor Zorn und lief in die Stube zu Pfalzgraf
Ludwig und dem Fursten von Nassau und klagt's ihnen. Wir haben nachher uns
oft was druber zugute getan.

Weislingen. Ich wollt, Ihr lie?t mich allein.

Gotz. Warum das? Ich bitt Euch, seid aufgeraumt. Ihr seid in meiner
Gewalt, und ich werd sie nicht mi?brauchen.

Weislingen. Dafur war mir's noch nicht bange. Das ist Eure
Ritterpflicht.

Gotz. Und Ihr wi?t, da? die mir heilig ist.

Weislingen. Ich bin gefangen; das ubrige ist eins.

Gotz. Ihr solltet nicht so reden. Wenn Ihr's mit Fursten zu tun hattet,
und sie Euch in tiefen Turn an Ketten aufhingen, und der Wachter Euch den