"Johann Wolfgang Goethe. Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand" - читать интересную книгу автора


Martin. Das trinke ich nur fur Euch. Wiederkehr in meinen Kafig ist
allemal unglucklich. Wenn Ihr wiederkehrt, Herr, in Eure Mauern, mit dem
Bewu?tsein Eurer Tapferkeit und Starke, der keine Mudigkeit etwas anhaben
kann, Euch zum erstenmal nach langer Zeit, sicher vor feindlichem Uberfall,
entwaffnet auf Euer Bette streckt und Euch nach dem Schlaf dehnt, der Euch
besser schmeckt als mir der Trunk nach langem Durst: da konnt Ihr von Gluck
sagen!

Gotz. Dafur kommt's auch selten.

Martin (feuriger). Und ist, wenn's kommt, ein Vorschmack des Himmels. -
Wenn Ihr zuruckkehrt, mit der Beute Eurer Feinde beladen, und Euch erinnert:
den stach ich vom Pferd, eh er schie?en konnte, und den rannt ich samt dem
Pferde nieder, und dann reitet Ihr zu Euerm Schlo? hinauf, und -

Gotz. Was meint Ihr?

Martin. Und Eure Weiber! (Er schenkt ein.) Auf Gesundheit Eurer Frau!
(Er wischt sich die Augen.) Ihr habt doch eine?

Gotz. Ein edles vortreffliches Weib!

Martin. Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat! des lebt er noch eins so
lange. Ich kenne keine Weiber, und doch war die Frau die Krone der
Schopfung!

Gotz (vor sich). Er dauert mich! Das Gefuhl seines Standes fri?t ihm
das Herz.

Georg (gesprungen). Herr! ich hore Pferde im Galopp! Zwei! Es sind sie
gewi?.

Gotz. Fuhr mein Pferd heraus! Hans soll aufsitzen. - Lebt wohl, teurer
Bruder, Gott geleit Euch! Seid mutig und geduldig. Gott wird Euch Raum
geben.

Martin. Ich bitt um Euern Namen.

Gotz. Verzeiht mir. Lebt wohl! (Er reicht ihm die linke Hand.)

Martin. Warum reicht Ihr mir die Linke? Bin ich die ritterliche Rechte
nicht wert?

Gotz. Und wenn Ihr der Kaiser wart, Ihr mu?tet mit dieser
vorliebnehmen. Meine Rechte, obgleich im Kriege nicht unbrauchbar, ist gegen
den Druck der Liebe unempfindlich: sie ist eins mit ihrem Handschuh; Ihr
seht, er ist Eisen.

Martin. So seid Ihr Gotz von Berlichingen! Ich danke dir, Gott, da? du